Einen erheblichen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg des Erzbergwerks Rammelsberg hatte im Zweiten Weltkrieg der Einsatz von Zwangsarbeiter*innen.
Sie wurden vom nationalsozialistischen Regime nach Kriegsbeginn aus ganz Europa zusammengetrieben, um besonders in Betrieben der deutschen
Rüstungsindustrie unter menschenverachtenden Bedingungen zu arbeiten. 1943 waren im Wirtschaftsbezirk Braunschweig, zu dem Goslar gehörte,
fast 300.000 Zwangsarbeiter*innen beschäftigt. Davon 5.000 in 61 Goslarer Betrieben. Die Chemische Industrie und die Unterharzer Berg- und
Hüttenwerke G.m.b.H., zu der das Erzbergwerk Rammelsberg gehörte, beschäftigten die meisten Zwangsarbeiter*innen.
Bereits im Frühjahr 1940 setzte ein halbes Jahr nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen und den Beginn des Zweiten Weltkriegs
mit der Verschärfung des
Arbeitskräftemangels im Deutschen Reich die
zwangsweise Verschleppung polnischer Arbeiter zum Einsatz am Erzbergwerk Rammelsberg ein. Mit der Ausweitung des Krieges und der weiteren
Einberufung von Bergleuten zur Wehrmacht intensivierte die
Betriebsleitung seit dem Frühjahr 1941 die Zuteilung
insbesondere von
Ostarbeitern aus den besetzten Gebieten in der Sowjetunion, um die Erzförderung im Zuge der Kriegswirtschaft zu sichern.
1942 wurde zunächst eine ehemalige Behelfskaue für die Unterbringung der Zwangsarbeiter genutzt und ab 1943 mit dem
Lager Wintertal unterhalb des Staudamms des Herzberger Teichs ein Barackenlager für Ostarbeiter gebaut. Getrennt von den
männlichen Zwangsarbeitern wurden die Ostarbeiterinnen in einem
neben dem Umspannwerk im hinteren Teil des Werksgeländes untergebracht.
Am 31. Dezember 1944 meldete das Bergwerk 335 Zwangsarbeiter*innen, das war ein Drittel der Belegschaft. Doch insgesamt haben über 600
Zwangsarbeiter*innen im Verlaufe des Zweiten Weltkriegs auf dem Bergwerksgelände in unmittelbarer Nachbarschaft zur deutschen Bevölkerung und mit der deutschen Belegschaft härteste Arbeit verrichtet. Dabei waren sie
Demütigungen, Strafen, Misshandlungen, Krankheiten und Hunger ausgesetzt. Einige sind an diesen Belastungen gestorben, andere wurden vorsätzlich ermordet.