Der politische und gewerkschaftliche Widerstand gegen die Machtergreifung der Nationalsozialisten war schnell zerschlagen. Die
Zustimmung der Bevölkerung zum Regime schien einhellig und ungebrochen. Nach dem Tod Hindenburgs am 1. August 1934 sollte per
„Vertrauensabstimmung“ auch das Amt des Reichspräsidenten an Hitler fallen. „Ein Reich, ein Führer, ein Ja“ oder „ein Volk,
ein Führer, ein Ja“, mit diesen Parolen überschlugen sich die Treuekundgebungen in der Stadt. 97 % der Abstimmenden wollten
den Führer Adolf Hitler. Doch es gab Kreise, die gegen das Eindringen von Partei und Staat in ihre begrenzte Autonomie Widerworte
fanden: Die Kirchengemeinden. So verwehrten sie der NSDAP oder ihren Gliederungen, ihre Standarten, Banner, Zeichen in den Kirchen
aufzustellen. Auch wehrten sie sich lange Zeit energisch und erfolgreich, den deutschen Christen– aktive zentralistisch organisierte
Parteigänger Hitlers innerhalb der evangelischen Kirche – Kirchen- oder Gemeinderäume zur Verfügung zu stellen.
Eine besondere
Stellung gegenüber den Zumutungen der Machthaber nahm die Frankenberger Gemeinde mit ihrem Pastor Adolf Holtermann ein.
Dieser war seit 1920 in Goslar tätig, SA-Mann und eifriger Parteigänger Hitlers. Er wurde gerühmt für sein Jugendarbeit und
das soziale Engagement in seiner von vielen Bergleuten mit ihren Familien bewohnten Gemeinde. Doch allmählich wich seine
Begeisterung der Skepsis, die bis zu widerspenstigem Handeln führte. Er schloss sich der
Bekennenden Kirche in der Landeskirche Hannover an und verteilte deren Publikationen in seiner Gemeinde.
Im Jahr 1935 gab Holtermann Woche für Woche insgesamt 27 Gemeindebriefe heraus, 27 eng beschriebene hektographierte Blätter à
zwei Seiten an die „Lieben Glaubensgenossen“. Darin geißelte die Gottlosigkeit und den Heidenkult der Mächtigen, wetterte gegen
die „Vergottung von Volkstum und Rasse“. Nach Weihnachten 1935 schritt die Staatsmacht ein, nahm ihm seine Greif-Hektografie
Maschine weg und stellte ihn als Staatsfeind vor das Sondergericht Hannover. Er wurde zwar nicht verurteilt, doch seine
Arbeitsmittel blieben requiriert. Holtermann starb im Winter 1938 infolge eines Skiunfalls