Goslar in der NS-Zeit

Erzbergwerk Rammelsberg
Finanziert durch ein von der nationalsozialistischen Regierung aufgelegtes regionales Wirtschaftsförderungsprogramm, dem "Rammelsberg-Projekt", wurden die Gebäude des Erzbergwerks Rammelsberg ab 1935 völlig umgebaut. Noch heute prägt das Erscheinungsbild aus den 1930er Jahren das Weltkulturerbe Rammelsberg. Ziel des „Rammelsberg-Projektes“ war die Steigerung der Erzförderung des Bergwerks und der Verhüttung des Erzes im Goslarer Stadtteil Oker. Als regional begrenztes Investitionsprogramm fiel das Projekt ab 1936 mit dem Vierjahresplan (VJP) der nationalsozialistischen Regierung zusammen. Die deutsche Wehrmacht sollte in vier Jahren kriegsfähig und die deutsche Wirtschaft unabhängig von ausländischen Rohstoffeinfuhren gemacht werden. Das Erzbergwerk Rammelsberg und die Hüttenbetriebe in Oker waren nun in die sogenannte „Rohstoffschlacht“ eingebunden. Dadurch erhielt die Betriebsführung in vielen Bereichen freie Hand.

Um dem neuen Entwurf der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer Platz zu machen, mussten die alten Gebäude auf dem Bergwerksgelände, bis auf die Kraftzentrale mit dem hohen Schornstein abgerissen werden.

Mit der Modernisierung der Aufbereitungstechnik war eine wesentliche höhere Förderung des Bergwerks verbunden. Entsprechend ihrer Bedeutung für das Betriebsergebnis wurden die Gebäude der Aufbereitungsanlage deshalb in den Mittelpunkt der Gesamtanlage gerückt. Ihr vorgelagert und symmetrisch auf sie ausgerichtet wurde ein Vorplatz angelegt, der auch als Aufmarschplatz diente.

Die Kombination der dunklen Holzvertäfelung auf hell verputzten Betonwänden und die Bruchsteinverkleidung von Stützmauern und Erdgeschossbereichen nahmen Elemente des beim NS-Regime beliebten landschaftsgebundenen Bauens auf. Hinter der Außenfassade verbergen sich aber Bautechniken der klassischen Moderne, ddenn die Gebäude wurden größtenteils in Stahlfachwerk und Stahlbeton ausgeführt.

Die neuen Tagesanlagen und die Modernisierung des Grubenbetriebs ermöglichten eine Steigerung der Erzförderung des Bergwerks von 1934 bis 1938 um fast das Dreifache. Damit unterstützte das Erzbergwerk Rammelsberg die Unabhängigkeit Deutschlands von ausländischen Rohstoffen (Kupfer, Blei, Zink) und ermöglichte dem NS-Regime, einen Krieg zu beginnen, der Europa in sechs Jahren in Schutt und Asche legte und über 60 Millionen Menschen das Leben kostete.
Zustand der Tagesanlagen des Erzbergwerks Rammelsberg kurz vor dem Baubeginn der neuen Gebäude für die Aufbereitungsanlage, 1935. Icon zum Heranzoomen
Zustand der Tagesanlagen des Erzbergwerks Rammelsberg kurz vor dem Baubeginn der neuen Gebäude für die Aufbereitungsanlage, 1935.
Bild: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg
Bau der ersten Gebäudeeinheiten der Erzaufbereitung in Stahlfachwerktechnik, 1936 Icon zum Heranzoomen
Bau der ersten Gebäudeeinheiten der Erzaufbereitung in Stahlfachwerktechnik, 1936
Bild: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg
Zustand der neuen Tagesanlagen vor dem Zweiten Weltkriegs, 1938 Icon zum Heranzoomen
Zustand der neuen Tagesanlagen vor dem Zweiten Weltkriegs, 1938
Bild: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsber
Innenansicht (Nordwand) der Lohnhalle mit der Büste Adolf Hitlers und Beflaggung, 1940 Icon zum Heranzoomen
Innenansicht (Nordwand) der Lohnhalle mit der Büste Adolf Hitlers und Beflaggung, 1940
Bild: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsber
×