Die Reichbauerntage fanden im November der Jahre 1934, 1935, 1936 und 1938 statt. 1937 fiel der Tag wegen einer grassierenden
Maul- und Klauenseuche aus. Ab 1939 war Krieg. Die Verwaltung der Stadt Goslar mobilisierte ihre Kräfte, um den Jahrestreffen der
Bauern einen attraktiven Rahmen und angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen.
Einwohner schmückten die Straßen der Stadt mit Tannengirlanden und Spruchbändern, die Hoteliers akzeptierten
Preisbegrenzungen des Reichsnährstands für Kost und Logis der angereisten Bauernvertreter. 1934 noch
in einem Zelt veranstaltet, wurde 1935 für die jährlichen Bauerntreffen die Reichsbauernhalle auf dem
Kattenberg am nordwestlichen Innenstadtrand gebaut.
Goslar beherbergte in dieser Woche ungefähr zweitausend Bauernfunktionäre, Trachtenabordnungen, Rassepropagandisten,
Agrarwissenschaftler und Ökonomen. Neben geselligen Treffen und Feierlichkeiten fanden Fachtagungen zu agrartechnischen
und agrarpolitischen Themen statt. Reichsbauernführer Darré nordete seine Bauern mit markigen Reden ein.
Ideologische Rüstungen zur Bedeutung von Blut und Boden des „Bauernadels“, zur Stabilisierung des inneren Zusammenhalts
der Millionen Reichsnährstandmitglieder und ihrer Verortung in der NS- Volksgemeinschaft bildeten die programmatischen
Höhepunkte der Treffen. Das Ankündigungsplakat zeigt die zentralen Elemente der Eigensicht und Außendarstellung: Ein
korngelb kolorierter, mit einem Schwert bewehrter Landmann und Krieger, der mit zwei Ackergäulen sein Feld bestellt,
tatkräftig und bereit das deutsche Volk zu ernähren und zu verteidigen.