Die Zerschlagung der Parteien und Organisationen der deutschen Arbeiterbewegung hatte für die neue NS-Macht
erste Priorität. Denn in ihnen sah sie die potenziell gefährlichste Opposition. Im Februar 1933 traf es die
KPD, sofort nach den Reichstagswahlen im März die SPD und wenig später die Gewerkschaften.
Am 7. März wurde das Gewerkschaftshaus in der Bergstraße 6 von Nazis überfallen. Nur wenige Stunden konnten die
versammelten Gewerkschafter der bewaffneten SA-Macht Widerstand leisten, dann war das Haus besetzt, die
Bewohner verhaftet oder auf der Flucht. Die Gewerkschaftshäuser waren seit der Jahrhundertwende zu
wichtigen Orten der organisierten Arbeiterbewegung geworden. In ihnen befanden sich die Büros und
Versammlungsräume des ADGB, der Einzelgewerkschaften, oft auch die Büros der SPD und der Redaktionen
der sozialdemokratischen Lokalzeitungen.
Im Goslarer Haus wohnten zudem noch führende Gewerkschafter. Im gesamten Reich wurden nach den Feiern am
1. Mai, der durch die NS-Staatsmacht ohne nennenswerten Widerstand der Gewerkschaftsführung zum „Tag der
nationalen Arbeit“ erklärt worden war, in einer konzertierten Aktion am 2. Mai die Gewerkschaftshäuser
besetzt, die Nutzer verfolgt, das Vermögen der Gewerkschaften beschlagnahmt. In Goslar waren die
Beschlagnahmeaktionen durch NSDAP und Polizei am 10. Mai beendet. Mehr als ein Dutzend Gewerkschafter
wurden arrestiert, einige ins „wilde“ KZ Moringen bei Göttingen verbracht. Dort mussten sie Folterqualen
erleiden und kamen nach Wochen als zerbrochene Menschen zurück.
Gewerkschafter wurde aus Betrieben entlassen, Betriebsräte gekündigt. Die Nationalsozialistische
Betriebszellenorganisation (NSBO) wollte nun in den Fabriken das Kommando führen, fand aber an vielen
Arbeitsstätten vorerst kaum Anhänger. Mit dem „
Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“
vom 20. Januar 1934 wurde das „Führerprinzip“ eingeführt und damit der Kampf zwischen Lohnarbeitern und
Kapital für abgeschafft erklärt zugunsten einer „Betriebsgemeinschaft“.